Best Trends: Kevin, wie hat sich die Rechtssicherheit in Bezug auf KI in den letzten Monaten entwickelt?

Kevin Proesel: Das Thema Rechtssicherheit hat enorm an Bedeutung gewonnen und gleichzeitig herrscht eine grosse Unsicherheit. Die Gesetzgebung in vielen Ländern hinkt hinter der rasanten Entwicklung der KI-Technologie her. Dies führt oft zu Grauzonen, in denen Unternehmen und Agenturen navigieren müssen.

 

Best Trends: Welche rechtlichen Herausforderungen für Unternehmen siehst du im Umgang mit KI?

Kevin Proesel: Das Spektrum reicht von Urheberrechtsproblemen über Datenschutzbedenken bis hin zu ethischen Fragen. Zum Beispiel: Wer ist verantwortlich, wenn eine KI-Entscheidung negative Auswirkungen hat? Darf KI fremde Inhalte nutzen? Diese und ähnliche Fragen sind derzeit Gegenstand intensiver Debatten.

 

Best Trends: Wo setzen Agenturen KI ein und welche Fragen ergeben sich dabei?

Kevin Proesel: In der Serviceplan Group arbeiten wir zum einen in Recherche- und Analyseprozessen bereits mit KI, um Ergebnisse effizient und möglichst allumfassend zusammenzutragen. Und natürlich im Kreativbereich. Hier sind die Möglichkeiten, KI als Sparringspartner einzusetzen, enorm. Als Unterstützung bei der Texterstellung zum Beispiel oder bei der Generierung von Bildern und Moods. Inzwischen können wir fotorealistische Bilder mit einem Mausklick erstellen. Für Agenturen wirft das aber ganz neue Fragen auf: Was ist ethisch vertretbar, in welchem Rahmen können und wollen wir solche Systeme einsetzen und natürlich wie steht es um die Rechtssicherheit? Aber auch grundlegende Überlegungen tun sich auf. Wenn KI unsere Arbeit verschnellert oder zum Teil ersetzt, was müssen wir als Agenturen dann an neuen Angeboten und Produkten anbieten – müssen wir uns sogar grundsätzlich neu erfinden?

 

Best Trends: Wie gehen wir in der Serviceplan Group konkret mit dem Thema KI und Rechtsicherheit um und welche Auswirkungen hat das für die Mitarbeiter:innen?

Kevin Proesel: Wir sehen, dass die Mitarbeiter:innen die ungeheuren Möglichkeiten der Arbeit mit KI verstanden haben. Es entstehen Inseln des Expert:innenwissens, die wir über die Gruppe in einem Best-Practice-Pool zusammenführen.

Aktuell gilt es, das Verständnis in den Teams zu schärfen, dass wir nicht öffentlich verfügbare KI-Tools einsetzen, wenn wir zum Beispiel mit vertraulichen und sensiblen Daten arbeiten. So haben wir eine Guideline für den Umgang mit KI und entsprechenden Tools, die wir in einem sicheren Rahmen anwenden können, entwickelt. Dadurch soll zum Beispiel verhindert werden, dass geschützte Daten in öffentliche Systeme gelangen oder Urheberrechte Dritter verletzt werden.

 

Best Trends: Eine rechtsichere KI-gestützte Lösung hast du selbst mitentwickelt – worum handelt es sich?

Kevin Proesel: Ja, in der Serviceplan Group haben wir beispielsweise im Team von Saint Elmo’s einen KI-Bildgenerator entwickelt, der ganz klar den Gedanken der Rechtssicherheit verfolgt. Dieser ermöglicht die kontrollierte Erstellung von Bildern auf Grundlage einer genau definierten und lizenzrechtlich verwendbaren Bilddatenbank. Dies minimiert rechtliche Risiken erheblich. Sowohl für uns als Agentur als auch für unsere Kunden.

 

Best Trends: Was würdest du Unternehmen raten, wenn sie KI einsetzen wollen?

Kevin Proesel: Es ist essentiell, dass Unternehmen transparente und verantwortungsbewusste Praktiken verfolgen, um sicherzustellen, dass die eingesetzte KI ethisch und rechtlich korrekt arbeitet. Deshalb empfehle ich jedem Unternehmen, sich klare Richtlinien für den Umgang mit KI zu geben und Mitarbeiter:innen für Fallstricke zu sensibilisieren.

 

Best Trends: Wie siehst du die Zukunft der KI im Marketing, insbesondere im Hinblick auf rechtliche Entwicklungen?

Kevin Proesel: Die KI wird zweifellos eine immer stärkere Rolle im Marketing übernehmen. Dabei bleibt die Rechtssicherheit eine zentrale Herausforderung. Ich erwarte jedoch, dass in den kommenden Jahren klarere rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Unternehmen sollten aber nicht darauf warten, sondern proaktiv ethische und rechtliche Aspekte der KI berücksichtigen. Wer sich bereits jetzt richtig aufstellt, wird in Zukunft schneller auf weitere Entwicklungen reagieren können und davon profitieren.

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