„Saved Memories“
„Ich war schon immer, wer ich jetzt bin“ – „Saved Memories“ hilft Trans*Personen, mit KI das Geschlecht ihrer Kinderfotos anzugleichen
25.05.2023
Viele Trans*Personen berichten, nach einer erfolgreichen Transition ihre Kinderfotos nicht mehr ansehen zu können. „Saved Memories“, entwickelt von Serviceplan Berlin, ermöglicht in Kooperation mit den Vereinen Transklar e.V., Trans-Ident e.V. und Rosa Strippe e.V. mit Hilfe künstlicher Intelligenz Kinderbilder so zu transformieren, dass sie die wahre Geschlechtsidentität der jeweiligen Person widerspiegeln. Das Projekt und der begleitende Film, der die Geschichte der ersten Teilnehmer:innen erzählt, erreichte am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie über 165 Millionen Reichweite.
Berlin, den 25. Mai 2023 – Laut Schätzungen der dgti* identifizieren sich rund eine halbe Million Menschen in Deutschland nicht mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde. Viele berichten, nach einer erfolgreichen Transition ihre Kinderfotos nicht mehr anzusehen oder teilen zu wollen. Sei es, weil sie in einem starken Widerspruch zu ihrem Selbstbild stehen, weil es sie an eine schwierige Zeit erinnert oder aufgrund befürchteter Diskriminierung durch das Outing. Das Projekt „Saved Memories“ möchte das mit Hilfe von KI ändern.
Der Kurzfilm zum Projekt erzählt die Geschichte der ersten Teilnehmer:innen an „Saved Memories“: Social-Media-Influencer Duke Duong, Kabarettistin Alice Dee und Model und TV-Persönlichkeit Lucy Hellenbrecht. Dabei geben sie sehr persönliche Einblicke in das Verhältnis zu ihrem Körper und teilen zum ersten Mal Bilder, die sie jetzt – transformiert – in einem neuen Licht betrachten können.
Zum 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, erschien der Film des im April gestarteten Projekts auf online auf www.saved-memories.org.
Auf der Website finden sich auch Online-Tutorials und Links zu Tools, mit deren Hilfe Trans*Personen ihre eigenen Bilder mittels KI für sich an ihre empfundene Identität anpassen können.
Insgesamt wurden bisher rund 165 Millionen Reichweite für Film und Projekt erzielt. Medien wie Stern, Gala, Focus, RTL News sowie LGBTQIA+ Titeln wie Schwulisimo and queer.de griffen die Geschichte auf und sorgten so für öffentliche Aufmerksamkeit für die Botschaft: Alle haben das Recht, so gesehen zu werden, wie sie wirklich sind.
Myles Lord, Kreativgeschäftsführer von Serviceplan Berlin: „Es kommt nicht oft vor, dass man an einem Projekt arbeitet, das so technisch, aber gleichzeitig so emotional ist. Letztendlich haben wir entdeckt, dass viele Trans*Person von dieser Idee wirklich profitieren können, indem sie einen Teil ihres Lebens zurückerlangen, der schon immer fehlte. Die Zusammenarbeit mit Lucy, Duke und Alice war wirklich inspirierend – ihre persönlichen Geschichten geben uns wichtige Einblicke in das Aufwachsen als Trans*Person und wie die Gesellschaft verständnisvoller und unterstützender gegenüber der Trans*Community sein kann.“
„Das Ziel ist es nicht, die Vergangenheit zu verändern oder Fehler zu korrigieren“, erläutert Patricia Schüttler von Trans-Ident e.V. „Vielmehr geht es darum, diese Bilder in Einklang mit der wahren Identität der Person zu bringen – damit das Äußere widerspiegelt, was im Inneren gefühlt wird.“ Marlon Stiller von Transklar e.V. fügt hinzu: „Nicht jede:r hat die Möglichkeit, die eigene Identität schon als Kind zum Ausdruck zu bringen. Indem die KI Geschlechtsmerkmale der gefühlten Wirklichkeit annähert, können Betrachter*innen schmerzhafte Details ausblenden und sich auf die schönen Erinnerungen konzentrieren, die sie fast vergessen hatten.“ „Wir unterstützen dieses Projekt, da es für einen Teil der Trans* Community ein wichtiges Kapitel der Identität erleichtert“, ergänzt Andrea Westhoff von Rosa Strippe e.V.
Ermöglicht wurde die Transformation der Fotos durch die neueste Generation der Bildbearbeitung mit künstlicher Intelligenz unter der Leitung von KI-Experte Jaques Alomo. Jedes Original-Foto wurde eingescannt und als Master verwendet. Anschließend wurde die KI mit aktuellen Bildern der Person trainiert. Mit dem Programm STABLE DIFFUSION wurden die Kinderfotos so bearbeitet, dass sie das empfundene Geschlecht der Person widerspiegeln. Dabei wurde jeder einzelne Moment sorgfältig nachempfunden, um die Details zu bewahren, die jede Erinnerung besonders machen.
Weitere Informationen zum Projekt, Inhalte und Videos unter www.saved-memories.org
Über die Teilnehmer*innen:
Duke Duong ist ein Aktivist mit deutsch-chinesischer Abstammung aus Hamburg. Auf Social Media klärt er darüber auf, was es heißt, trans* zu sein und setzt sich für mehr Akzeptanz für transidente Menschen ein. Sein Content zeichnet sich durch eine Mischung aus politischen, persönlichen, informativen und humorvollen Beiträgen aus. Neben seiner starken Social Media Präsenz, tritt er auch auf Events als Meinungsführer für Diversity-Themen ein.
Lucy Hellenbrecht ist ein bekanntes Model und Schauspielerin. Sie nahm 2020 an der größten Modelshow im deutschen Fernsehen teil und erreichte Platz 16. Lucys Schauspiel-Debut war eine Hauptrolle in einer namhaften Telenovela. Ihr Auftritt thematisierte die Herausforderungen einer transidenten Person. Lucy setzt sich für die Aufklärung zum Thema Transidentität ein und bezeichnet ihre TV-Rolle als Meilenstein für die deutsche LGBTQIA+ Community.
Alice Dee ist eine ausgebildete Bühnenkünstlerin, die bereits mit drei Jahren ihre Leidenschaft fürs Perfomen entdeckte. Heute ist die Entertainerin unter dem Künstlernamen „Alice Dee“ bekannt und begeistert ihr Publikum durch ihre Gesangseinlagen, Stepptanz, Moderationen und Unterhaltung. Mit ihrem Engagement in der LGBTQIA+ Community setzt sie sich aktiv gegen Hass und Intoleranz ein.
Über die gemeinnützigen Vereine
Rosa Strippe e.V. ist eine psychosoziale Beratungsstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt und befasst sich mit den individuellen und gesellschaftlichen Themen von Lesben, Schwulen,
Bi-/Pansexuellen, Asexuellen und Trans* und Inter*Personen und leistet ihnen Hilfestellungen zur Lösung ihrer Anliegen. Ihr Ziel ist, über die bestehenden Vorurteile und Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung und/oder der geschlechtlichen Identität aufzuklären und diese abzubauen. https://rosastrippe.net
Trans–Ident e.V. ist eine Non-Profit-Organisation, die sich beratend für transidente Menschen einsetzt. Mit ihren Angeboten unterstützt sie Trans*Personen und deren Angehörige dabei, sich in gesellschaftlichen, rechtlichen und medizinischen Prozessen zurecht zu finden. https://trans-ident.de
Transklar e.V. ist eine Non-Profit-Organisation, die Trans*Personen und Angehörigen Unterstützung und Orientierung bietet. Es wird an lokale Anlaufstellen und Arztpraxen vermittelt, eine geschützte Bildergalerie mit Operations-Ergebnissen bereitgestellt und Hilfestellung bei bürokratischen Dokumenten ermöglicht. Darüber hinaus gibt es Vernetzungsangebote und eine individuelle Beratung zur Identität, Transition und Lebensgestaltung. https://transklar.com
* Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e. V.