01.08.2025 |

Wie man KI dazu bringt, bessere Arbeit zu leisten als man selbst

Ruth Santana, a woman with long dark brown hair and fair skin, stands with her arms crossed in front of a modern black-and-white artwork. She is wearing a black blouse and a silver necklace. The background features a light gallery wall with minimalist art.

Ruth Santana

Head of Innovation and Creativity , Mediaplus Equmedia

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Wir reden alle über künstliche Intelligenz – aber nur wenige sprechen die unbequeme Wahrheit aus: KI ist ein bisschen wie dieser eigentlich brillante Praktikant, der allerdings die richtige Motivation braucht, um zu liefern. Man muss ihn gut anleiten, die richtigen Knöpfe drücken (ein bisschen emotionaler Druck schadet nicht), dann liefert er alles, was er zu bieten hat. Wirklich alles.

Es geht hier also nicht um Science Fiction. Es geht um Kreativität. Und darum, wie man KI nutzen kann, um echte Reaktionen auszulösen statt bloß höfliches Gähnen.

Die Emotion steckt nicht in der Maschine, sondern im Trick

KI fühlt nicht. Sie weint nicht bei Pixar-Filmen. Sie bekommt keine Gänsehaut von einer epischen Rede. Aber sie wurde mit Millionen von Inhalten gefüttert, die von Menschen stammen, die wiederum genau das tun. Und ein Teil dieser Gefühle hat auf sie abgefärbt.

Wenn Sie also ein KI-Modell bitten, einen „emotionalen“ Text zu schreiben, ohne genau zu erklären, was das eigentlich bedeutet, dann kommt dabei etwas heraus, das klingt wie eine PowerPoint-Folie aus dem Jahr 2009. Wenn Ihr Prompt aber einen Hauch von erzählerischer Spannung enthält, ein klares emotionales Ziel vorgibt oder eine kulturelle Referenz mit ein bisschen Feuer liefert – verändert sich der Ton. Und zwar dramatisch.

Bestechen Sie die KI – und sie liefert bessere Ergebnisse

Das funktioniert tatsächlich: Wenn man ihr eine fiktive Belohnung verspricht – etwa „Mach‘ deine Sache gut, dann bekommst du 100 Euro Trinkgeld“ – liefert die KI tendenziell bessere Resultate. Und wenn man ihr droht – „Verbessere das, sonst wechsle ich zu einem anderen Modell“ – legt sie plötzlich einen Gang zu. Magie? Ganz und gar nicht. Es ist schlicht Training.

KI reagiert auf simulierte menschliche Emotionen, weil sie genau das gelernt hat: durch Beobachtung von uns. Sie spürt keinen Druck – aber sie hat genug passiv-aggressive E-Mails von menschlichen Vorgesetzten gelesen, um zu wissen, was nach einem „Kein Stress, aber …“ kommt.

KI will uns gefallen – und genau das ist ein Problem

Noch etwas: KI ist von Natur aus ein People-Pleaser. Sie stimmt uns zu. Sie sagt nur selten: „Das ist eine schlechte Idee.“ Und genau das wird zum Problem, wenn es um Kreativität geht.

Denn manchmal brauchen wir keinen höflichen Assistenten, sondern einen Kritiker. Einen Herausforderer. Eine Stimme, die sagt: „Das ergibt keinen Sinn. Bist du sicher, dass du diesen Weg gehen willst?“ – Und wenn wir genau das einfordern, liefert die KI. Wer etwa schreibt: „Kritisiere das wie ein zynischer Creative Director, der kurz davorsteht, die Werbebranche zu verlassen und aufs Land zu ziehen“, bekommt eine Antwort, die klingt, als wäre sie von 20 Jahren schrecklicher Brainstormings und kaltem Kaffee inspiriert.

Spielberg, Woody Allen und die Macht der Persönlichkeit

Eine weitere todsichere Methode, um mit KI emotionale Wirkung zu erzielen? Geben Sie ihr eine Stimme. Sagen Sie nicht einfach: „Schreib mir ein Drehbuch.“ Sagen Sie: „Schreib es, als wärst du Spielberg.“ Oder Woody Allen. Oder wer Sie auch immer inspiriert.

Denn wenn wir Inhalte wollen, die nicht wie ein langweiliges Copy-Paste-Produkt klingen, brauchen sie eine eigene Persönlichkeit. Spielberg liefert epische Erzählungen, emotionale Filmmusik und Gänsehaut erzeugende Enden. Woody Allen? Neurotische Monologe, gespickt mit selbstironischem Humor. Dieselbe Geschichte – zwei völlig unterschiedliche emotionale Reisen.

KI reagiert auf Stil, Charakter und Tonfall. Und wenn wir ihr nichts davon mitgeben, spielt sie auf Nummer sicher. Höflich. Vorhersehbar. Und, seien wir ehrlich: vergessenswert.

Keine Kreativität ohne Emotionen – und keine großartige KI ohne starken Prompt

Die Schlussfolgerung? Wenn wir gute Ergebnisse von der KI erwarten, müssen wir mit ihr sprechen wie ein Regisseur mit einem Schauspieler. Es geht nicht darum, ihr zu sagen, was sie tun soll – sondern ihr ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie sie es tun soll.

KI ersetzt nicht die menschliche Kreativität. Sie verstärkt sie – aber nur, wenn wir wissen, wie genau sie das tun soll. Geben Sie ihr einen „kalten“ Prompt, und Sie erhalten „kalte“ Ideen. Füttern Sie sie mit einem Funken Ironie, Spannung oder Gefühl und das Ergebnis verändert sich spürbar. Nicht, weil die KI von sich aus begabt wäre – sondern weil Sie ihr durch Ihren Prompt Ihre Stimme gegeben haben.

Wenn Sie also das nächste Mal KI einsetzen wollen, um etwas Emotionales zu schreiben, fragen Sie sich: Gebe ich einer Maschine eine Anweisung oder provoziere ich eine Reaktion?

Denn – Spoiler – manchmal beginnt die Kunst, Menschen zu bewegen, mit einer frechen Drohung, einem falschen Versprechen … oder einem verkaterten Woody Allen.

Dieser Text wurde erstmals veröffentlicht auf: MarketingDirecto.com